Achtsamkeit Leben im Hier und Jetzt

Achtsamkeit: Leben im Hier und Jetzt

Im mittlerweile zwei Jahrzehnte andauernden 21. Jahrhundert ist das Thema Achtsamkeit zweifelsohne zu einem der größten Trends für die persönliche Entwicklung geworden.

Es gibt dazu Magazine, unzählige Techniken, Video-Kurse, Experten und und und…

Doch Achtsamkeit ist keine Erfindung der Coaching-Industrie. Im Gegenteil. Schon die einschlägigen Philosophien und Religionen des Ostens lehren Achtsamkeit seit Tausenden von Jahren.

Die Kernbotschaft lautet immer: Lebe (mehr) im Hier und Jetzt und du wirst glücklich sein!

In diesem Artikel möchten wir uns Achtsamkeit auf eine sehr elementare Art und Weise nähern.

Deswegen schon einmal vorweg: Richtig verstandene Achtsamkeit ist weit mehr als ein weiteres Werkzeug, über das man in einem Wohlfühl-Magazin liest und dann mal hier, mal da anwendet.

Richtig verstandene Achtsamkeit ist vielmehr eine Lebensphilosophie, die alle Bereiche des Lebens durchzieht und zum Erblühen bringt. Achtsamkeit ist keine Tätigkeit, sondern eine Grundeinstellung des Geistes, die revolutionär auf deine Beziehungen, deine Gesundheit, deine Vitalität oder deine Arbeit wirkt.

Was ist Achtsamkeit?

Lass uns mit einer ganz einfachen Frage beginnen:

Weißt du noch, ob du heute zuerst mit dem linken oder mit dem rechten Bein aufgestanden bist? 

Wenn die Antwort “Nein” lautet, dann warst du höchstwahrscheinlich nicht achtsam.

Wenn die Antwort “Ja” lautet, dann brauchst du an dieser Stelle eigentlich gar nicht weiterzulesen, weil du bereits ein Meister der Achtsamkeit bist.

Es sei denn, du weißt es aus Zufall, weil du dir den rechten Zeh an einem Lego-Spielzeug deines Kindes oder einem sonstigen Hindernis enorm weh getan hast und er immer noch schmerzt. Dann warst du auch wieder nicht zu hundert Prozent achtsam.

Ich denke, die Antwort wird eher “nein” lauten.

Aber bevor du jetzt vor Schreck ob dieses Fauxpas´deine Hände vor dem Gesicht zusammenschlägst und dich selber innerlich geißelst, können wir dich beruhigen: Es würde wohl nur ein verschwindend geringer Prozentsatz an Menschen auf dieser Welt diese Frage wohl wirklich positiv beantworten können.

Es gibt selbst viele Mönche, die über Jahre hinweg in Klöstern meditieren und trotzdem nach zehn bis zwanzig bewussten Atemzügen immer wieder geistig abschweifen.

Im Hier und Jetzt sein

Meister der Achtsamkeit

 

Ein anderes Wort für Achtsamkeit lautet “Geistesgegenwart”. Also dass du mit deinem Geist, mit deinem Bewusstsein wirklich dort bist, wo du gerade bist. Und nicht irgendwo anders. Klingt verrückt und absurd – aber genau so ist der menschliche Geist normalerweise gepolt.

Wir sind überall, nur nicht im Hier und Jetzt. Wir beschäftigen uns mit dem, was gestern war, oder vor zehn Jahren oder was in der Zukunft passieren wird. Oder wir schauen im Restaurant auf den vermeintlich viel leckereren Teller des Nebenmannes und verpassen dabei, unsere eigene Speise wirklich zu genießen.

Meistens schalten wir schon direkt nach dem Aufwachen noch im Bett in den Autopiloten. Social Media checken, Mails lesen, im Kopf schon einmal innerlich die To-Do-Liste durchgehen: Schwuppdiwupp  raus aus dem Moment.

Mit Achtsamkeit wird der Alltag zum Erlebnis

Achtsamkeit ist nicht immer einfach. Aber Achtsamkeit ist vor allem eins: Eine Frage, wie sehr du wirklich dein Leben intensiver erleben möchtest.

Und wenn du dazu wirklich bereit bist und ein paar Übungen oder Routinen in deinen Alltag einbringst, dann kann das enorme Effekte haben.

Lass uns über eine alltagstaugliche Achtsamkeit reden, die dir dabei hilft, deine Lebensqualität auf ein neues Level zu bringen. 

In der Forschung wird dazu oft der Medizin-Professor Jon Kabat-Zinn zitiert. Nach ihm[1] ist Achtsamkeit eine bestimmte Form der Aufmerksamkeit, die…

  • absichtsvoll ist.
  • sich auf den gegenwärtigen Moment bezieht.
  • nicht wertet.

Warum Achtsamkeit so wichtig ist

Vielleicht hast du schon einmal die japanischen Videos gesehen, in denen Inspekteure und Sicherheitsbeauftragte an wichtigen Stellen, an denen auch Menschenleben hängen, zum Beispiel in U-Bahnen oder an Flugzeugen, jeden Handgriff nicht nur physisch absolvieren, sondern auch mit lauter Stimme kommentieren. So wird verhindert, dass der Geist abdriftet und sich ein potentiell lebensgefährlicher Schlendrian einstellt.

In manchen Berufen kann fehlende Achtsamkeit folglich Leben kosten. 

Meine These lautet allerdings: Un-Achtsamkeit kostet genaugenommen immer Leben. Und zwar dein eigenes Leben. 

Un-Achtsamkeit kostet dich das Leben, das du leben könntest. Es kostet dich Lebensqualität. Es kostet dich jeden einzelnen kostbaren Moment, der unwiederbringlich verloren ist, wenn du ihn nicht achtsam und geistesgegenwärtig lebst.

Das klingt jetzt vielleicht etwas martialisch, doch mein Anliegen ist es, wirklich dein Bewusstsein für die Bedeutung von Achtsamkeit zu schärfen.

Verstehe mich nicht falsch: Wer achtsam ist, dessen Leben ist nicht automatisch nur Friede, Freude, Eierkuchen. Aber:

Achtsamkeit bringt die Power zu dir zurück

Denn deine Lebensenergie folgt deinem Bewusstsein, beziehungsweise deiner Aufmerksamkeit. 

Wenn wir nicht ganz wir selbst sind, wahrhaft im gegenwärtigen Augenblick, verpassen wir alles.

Thich Nhat Hanh

Wir leben in einer Welt, in der auf jeden von uns von außen immer mehr Informationen und Eindrücke einprasseln. Wenn wir nicht achtsam sind und dafür sorgen, dass wir zentriert durch das Leben gehen, dann wird unser Geist schnell übermannt und überfordert. Achtsamkeit ist bewusste Entschleunigung.

Warum wir nicht achtsam sind

Achtsamkeit im Alltag

 

Der größe Treiber für Un-Achtsamkeit und daraus resultierenden Stress sind dabei oft Gedanken, die wir nicht haben wollen oder Gefühle, die wir nicht fühlen wollen.

Deswegen bedeutet achtsamer leben, auch immer mehr von dem einzuladen, was gerade da ist. Und zwar von allem.

Hier geht es vor allem um die von Kabat-Zinn beschriebene “Nicht-Wertung”. Wer positive Gefühle fühlen mag, wer sich für die Schönheit des Lebens mehr öffnet, der wird vielleicht auch die Schattenseiten des Lebens bewusster wahrnehmen.

Denn sie sind sowieso immer da. Wenn wir probieren, sie wegzudrücken, dann gehen sie nicht wirklich weg, sondern kommen meistens noch stärker wieder. Sie werden zu regelrechten Energie-Räubern, die uns stressen und Energie entziehen.

Wichtig ist an dieser Stelle allerdings auch zu erwähnen, dass wir wirklich von “normalen” Negativaspekten des Lebens reden – zum Beispiel der Angst vor Ablehnung, Gefühlen der Unsicherheit oder wenn wir das Gefühl haben, uns in einem Streit machtlos zu fühlen etc. Wir reden nicht von starken Schmerzen oder tiefen Traumata, wo Achtsamkeit natürlich nicht immer der beste Ratschlag ist.

Social Media und Achtsamkeit verstehen sich nicht

Durch die Entertainment-Industrie oder soziale Netzwerke wird der Trend der Un-Achtsamkeit noch verstärkt. Es ist Teil des Geschäftsmodells einiger Firmen aus diesen Bereichen, dass Menschen gerne mal aus der eigenen “Realität” aussteigen und sich mit anderen Dingen beschäftigen.

Klar. Es spricht nichts dagegen, immer mal wieder einen guten und inspirierenden Film oder eine Serie zu schauen. Oder mit seinen Freunden oder Followern schöne oder spannende Momente aus dem eigenen Leben zu teilen.

Doch wenn es zu einem regelmäßigen “Bewusstsein-Parken” wird, dann ist es irgendwann kontraproduktiv. Denn dann entsteht keine aktive Erholung mit all den Vorteilen, die wir im nächstem Abschnitt nennen.

Ein klassisches Beispiel ist wohl, wenn du einen pittoresken Sonnenuntergang oder eine überwältigende Naturlandschaft anschaust. Sehr viele Menschen sieht man heute nur noch durch die Kamera-Linse lugen, ohne wirklich die Schönheit des Momentes mit der sogenannten “Panorama-Bewusstheit”, wie Achtsamkeit auch bezeichnet wird, wahrzunehmen.

Die Vorteile der Achtsamkeit

Achtsamkeit bringt eine ganze Reihe von Vorteilen mit sich.

  • Mehr Fokus auf das, was du wirklich möchtest. Gleichzeitig auch eine bessere Anbindung an deine Intuition und dein Bauchgefühl – zumindest, wenn du deine Achtsamkeit auch nach innen und nicht nur nach außen lenkst.
  • weniger Stress durch weniger Gedanken an die Vergangenheit und Zukunft.
  • Mehr Geduld: Durch die Entschleunigung des Alltags werden wir definitiv gnädiger, wenn es zum Beispiel an der Supermarkt-Kasse mal wieder etwas länger dauert. 
  • Mehr Lebensqualität und intensivere Momente: Kennst du das Gefühl, dass das Leben manchmal nur so an einem vorbeirauscht? Gestern war gefühlt noch Weihnachten und heute gibt es schon wieder frische Erdbeeren zu kaufen? Der Schlüssel für das Gefühl, unsere kostbare Lebenszeit wirklich voll auszukosten, lautet Achtsamkeit.
  • Du besinnst dich auf die Fülle des Moments, statt auf deinen Mangel. Dank Achtsamkeit genießt du das, was du hast, anstatt dich über das aufzuregen, was dir (vermeintlich) fehlt. Eine der größten Herausforderungen für unser Glück sind ständige Vergleiche und Abwägungen.
  • Bessere Stimmung: Dieser Aspekt ist natürlich verflochten mit all den anderen bisherigen Punkten. Es gibt etliche Studien, die zeigen, dass sich Achtsamkeit enorm positiv auf die Psyche auswirken kann, beispielsweise auf die Stimmung, die generelle Lebenszufriedenheit oder die Emotionsregulation.[2]
  • Mehr Gesundheit: Einerseits durch weniger Stresshormone im Körper, aber andererseits zum Beispiel auch dadurch, dass du genauer spürst, welche Lebensmittel dir gut tun, wann du Sport machen solltest etc…

Achtsamkeits-Übungen: Lernen, im Hier und Jetzt zu leben

Meditation

 

Nach der ausgiebigen Vorrede ist es nun an der Zeit, in die Praxis einzutauchen. Achtsamkeit lernen ist gut möglich – auch wenn es natürlich etwas Übung braucht. Alles, was wir mit dir teilen, ist dafür da, um deine Achtsamkeit im Alltag zu erhöhen.

Meditation

Meditation ist der heilige Gral der Achtsamkeitsübungen. Egal, was um dich herum passiert: Es gibt eine Sache, die du immer bei dir hast und die dich immer wieder in den Moment bringen wird. Die Rede ist von deinem Atem!

Viele erfolgreiche (und vor allem glückliche) Menschen schwören auf sogenannte Mikro-Meditationen. Sie sind vor allem dann großartig, wenn wir uns der Achtsamkeit am liebsten entziehen wollen und zum Beispiel automatisch zum Smartphone greifen. Etwa an der Supermarktkasse.

Wann immer du merkst, dass dich deine Gedanken gerade stressen, beginne fortan einfach, fünf bis zehn tiefe Atemzüge zu machen und dich ausschließlich darauf zu konzentrieren.

Ein weiterer Ansatz sind auch die sogenannten Beobachtungsmeditationen. Die kannst du auch überall, wo du bist anwenden.

Hierfür setzt oder stellst du dich bewusst hin und nimmst alles einfach nur wahr, was um dich herum und auch in deinem Inneren passiert. Ohne Wertung. Wenn etwas aufploppt, was dir nicht gefällt, dann sagst du dir innerlich einfach nur: “Ah, interessant!” Mache das für ein paar Minuten und du wirst merken, wie deine Energie voll im Moment ankommt.

Achtsamkeits-Apps

Es gibt mittlerweile wirklich Hunderte Achtsamkeits-Apps auf dem Markt. Eine der beliebtesten und besten derzeit ist die App Calm, die du sowohl für Android- als auch für Apple-Produkte findest.

Selbstliebe, Ängste, innerer Frieden und Beziehungen sind nur einige der vielen Kategorien, zu denen Übungen angeboten werden. Calm ist besonders für alle Menschen geeignet, die sich nach innerer Ruhe sehnen. 

Du kannst ein siebentägiges Basis-Programm kostenlos ausprobieren. Außerdem sind einzelne Meditationen wie „Body Scan“ und „Loving-Kindness“ freigeschaltet. Mit dem Jahresabo für etwa 5 Euro pro Monat stehen dann auch alle weiteren Funktionen zur Verfügung.

Achtsam essen

Neben dem Schlafen ist das Essen eine der zentralen Säulen unseres Alltags, mit der wir viel Zeit verbringen. 

Isst du bewusst? Oder schlingst du das Essen vielleicht in dich hinein? 

Unser Tipp: Mach Essen zu einem festen Ritual der Entschleunigung. Auch wenn du viel zu tun hast: Es wird dein Leben revolutionieren, wenn du beginnst, langsam und bewusst zu kauen und zu schlucken. Mach am besten dein Smartphone aus und lege auch alle anderen Ablenkungen wie Zeitungen und Magazine zur Seite.

Die positiven Nebeneffekte: Langsames Essen und gutes Kauen schont deine Verdauung. Außerdem wirst du so normalerweise deutlich besser spüren, ob das, was du gerade zu dir nimmst, deinem Körper wirklich gut tut und dich mit langanhaltender Energie versorgt.

Achtsam bewegen – Yoga, Pilates & Co

Der Siegeszug achtsamer Bewegungsformen wie Yoga und Pilates ist großartig. Zumindest, sofern es darum geht, den Körper wirklich bewusst wahrzunehmen und nicht schon wieder um Leistung oder ein ständiges Vergleichen.

Achtsames Körpertraining, das im besten Falle noch mit bewusstem Atmen verbunden wird, zentriert dich enorm in den jetzigen Moment hinein.

Auf YouTube findest du eine ganze Reihe an großartigen Yoga-Videos auch für Anfänger, beispielsweise von Mady Morrison. Schau sie dir einfach mal an.

Wichtig ist, dass du sehr genau auf deinen Körper hörst. Wenn eine Übung für dich nicht passt, dann lass sie einfach weg und mache stattdessen lieber ein paar tiefe Atemzüge.

Tantra

Wer das Wort “Tantra” hört, denkt normalerweise an erotische Massagen oder wilde sexuelle Verrenkungen. Die wenigsten können sagen, was Tantra eigentlich genau ist. Doch eines ist Tantra auf jeden Fall: Viel mehr als nur ein sexueller Akt.

Wenn du, wie im Tantra vorgesehen, auf sexueller und sinnlicher Ebene Achtsamkeit praktizierst, trainierst du, die Signale und Wünsche deines Körpers viel genauer wahrzunehmen und wertzuschätzen.

Fazit: Mit Achtsamkeit das Wohlbefinden steigern

Es gibt eine Menge Gründe dafür, warum uns Achtsamkeit so gut tut. Jeder Mensch strebt danach, im Hier und Jetzt zu sein und das Leben genießen zu können.

Nun – wir haben im Artikel gelernt, dass Achtsamkeit nicht nur heißt, dass das Leben fortan nur noch rosarot erscheinen wird. Und doch ist Achtsamkeit DIE Grundlage für unser Bewusstsein, um Vitalität zu kreieren und die Lebensenergie in die richtigen Bahnen zu lenken. Je öfter du achtsam bist, desto mehr Energieräuber wirst du aus deinem Leben verbannen können.

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